Nicolas Cugnot (1725 bis 1804) war Militäringenieur im Dienste der französischen Armee.
Mit Unterstützung von de Gribeauval - einem General der französischen Artillerie - und von Kriegsminister de Choiseul baute er auf Kosten des französischen Königs Ludwig XV. einen ersten Dampfwagen für den Transport schwerer Geschütze. Dieser erste Fardier à vapeur (franz. für Dampfwagen) wurde 1769 fertiggestellt und der Öffentlichkeit präsentiert. Da die Testfahrten erfolgreich verliefen, finanzierte König Ludwig XV. auch den Bau eines zweiten Prototypen.
Dieser verbesserte Dampfwagen sollte eine Last von 5 Tonnen ziehen und für 1,25 Stunden mit der Marschgeschwindigkeit der Artillerie mithalten können. Der zweite Fardier wurde 1770 in Auftrag gegeben, 1771 fertiggestellt und steht seit 1802 im Musée des Arts et Métiers, dem Museum für Künste und Handwerk in Paris. Er ist 2,15 m breit, 7,25 m lang, hat eine Höhe von 2,25 m und eine Masse von 4.000 kg.
Zwei senkrecht stehende Zylinder brachten mit ihren Kolbenstangen das Vorderrad über einen freilaufenden Ratschenantrieb in Rotation.
Ob das schwer manövrierfähige Gefährt bei einer Versuchsfahrt außer Kontrolle geriet und eine Mauer durchbrach, ist historisch nicht belegt.
Mit der Absetzung des Kriegsministers de Choiseul verlor Cugnot seine Förderer und die Weiterentwicklung seines Dampfwagens mit der für die damalige Zeit noch recht ungewöhnlichen Dampftechnik wurde eingestellt.
Bei dem im DB Museum Nürnberg ausgestellten Dampfwagen von Cugnot handelt es sich um einen Nachbau, welchen die Deutsche Reichsbahn 1934 für den Film „Das Stahltier“ anfertigte. Anlass war der 100. Geburtstag der ersten deutschen Eisenbahn im Jahre 1935. Herausgekommen ist ein Meilenstein des Industriefilms, der seinerzeit verboten war.
Von 2005 bis 2011 war der in Nürnberg beheimatete Fardier an das private Tampa Bay Automobile Museum von Alain Cerf, dem Eigentümer und von Polypack, Inc. ausgeliehen. Allerdings war der Dampfkessel eine nicht funktionierende Attrappe. Mit Genehmigung des DB Museums wurde ein neuer mit Pressluft betriebener Motor in den Fardier montiert und so der Antriebsmechanismus betriebsfähig gemacht. Auf Basis dieses Wagens lies schließlich Alain Cerf 2010 von seinen Mitarbeitern eine voll funktionsfähige und mit Dampf betriebene Replika bauen und stellte diese 2011 auf der Retromobile in Paris der Öffentlichkeit vor (siehe YouTube-Video Fardier de Cugnot - World's First Automobile 1770).
Damit hat Alain Cerf den Nachweis erbracht, dass der Dampfwagen von Cugnot tatsächlich funktioniert hat. Für ihn ist es das erste Automobil, für andere der Vorläufer der Dampflokomotive.
Literatur:
- Fardier de Cugnot im Musée des Arts et Métiers in Paris
- Gerhard Siem: Chronik der Eisenbahn, HEEL-Verlag GmbH, 2005
- Nicolas Cugnot
- Replika des Fardier de Cugnot im Tampa Bay Automobile Museum>
- Schautafel im DB Museum Nürnberg
- Willy Zielke: DVD-Video „Das Stahltier“, UAP Video GmbH, 2007